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Forum "Sozialwissenschaften" - Werte u. Normen v. Scientology
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Werte u. Normen v. Scientology: Werte, Normen, Scientology
Status: (Frage) beantwortet Status 
Datum: 16:26 Mi 11.06.2014
Autor: Asura

Guten Tag,
vorab gesagt: Ich hoffe das ist die richtige Untergruppierung für meine Frage, ansonsten bitte ich dies zu entschuldigen.

In einer Woche muss ich im Kurs Werte und Normen eine Facharbeit abgeben mit dem Thema: "Scientology" und der Leitfrage: "Betreibt die Sekte "Gehirnwäsche um einen wirtschaftlichen Nutzen daraus zu ziehen?"
Nun, da ich ja in Kurs Werte und Normen bin, muss ich natürlich nicht nur Informationen suchen, verwerten und darstellen um die Leitfrage zu beantworten - Nein, ich muss auch Werte und Normen zu dem raussuchen, die ich im nachhinein, nennen, die Entwicklung aufzeigen und bewerten und beurteilen muss.
Da komme ich also auch schon zu meinem Problem. Ich finde irgendwie keinen Ansatz, welche Werte und Normen es zu dem Thema gibt und ich bin sicher es gibt viele, doch vllt. kennen Sie es ja, wenn im Schädel eine Blockade ist, wo einfach keine Ideen kommen. Bereits im Internet gesucht habe ich auch, aber vergeblich.
Also suche ich nun Unterstützung und Hilfe hier. Können Sie eventuell paar Beispiele geben, ich wäre da sehr dankbar.

Mit freundlichen Grüßen
Asura

        
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Werte u. Normen v. Scientology: Antwort
Status: (Antwort) fertig Status 
Datum: 17:03 Mi 11.06.2014
Autor: Josef

Hallo Asura,

Scientology, von dem Sciencefiction-Autor L(afayette) Ron(ald) Hubbard (1911-1986) in den Vereinigten Staaten zwischen 1948 und 1950 zunächst unter dem Begriff Dianetics gegründete, ab 1954 unter dem Namen Scientology weltweite Gemeinschaft, die sich als Kirche versteht und „angewandte religiöse Philosophie und Technologie” propagiert.

Scientology stützt sich auf die Dianetik, eine Art „Wissenschaft über den menschlichen Geist” in Verbindung mit religiösen, medizinischen und psychotherapeutischen Ansätzen, die von Hubbard in seinem Buch Dianetics: The Modern Science of Mental Health (1950; Dianetik. Die moderne Wissenschaft von der geistigen Gesundheit) entwickelt wurde. Ziel der Dianetik bzw. von Scientology ist es, Menschen, die als vermeintlich „krank” gelten, zu „geistiger Gesundheit” zu führen.

Nach Absolvierung eines kostenlosen Persönlichkeitstests, des so genannten Auditing, können Interessierte an einem Kurssystem teilnehmen, um sich mit Hilfe einer Abfragetechnik, unter Verwendung des so genannten E-Meters oder Hubbard-Elektro-Meters, geistig zu entwickeln. Die Kurse sollen die Teilnehmer zu einer höheren Bewusstseinsstufe, zum „Clear”-Status – clear im Sinne von gereinigt –, führen. Für derartige Seminare wird ein finanzieller Beitrag erwartet, der von Außenstehenden als relativ hoch angesehen wird.

Die „angewandte religiöse Philosophie” (so die Selbstdarstellung) versteht sich als wissenschaftlich begründet. In den Seminaren werden grundlegende Axiome „des Lebens” vermittelt und von den Seminar-Auditoren im Hinblick auf Alltagssituationen interpretiert. Einige dieser Axiome sind u. a.: „Die äußere Erscheinung von Zeit ist die Position von Partikeln im Raum” (Axiom 8). Oder: „Das Leben stellt Probleme, um sie selbst zu lösen” (Axiom 39). In ihren Aussagen unterscheidet sich Scientology nicht wesentlich von anderen religiösen oder psychotherapeutisch ausgerichteten Gruppen. Scientology spricht sich für die Ehe, Familie und den persönlichen Erfolg sowie gegen Drogen, Kriminalität und gegen den Verfall moralischer Werte aus. In ihrem Glaubensbekenntnis, das einem Katalog von allgemeinen Menschenrechten entspricht, wird postuliert, „dass alle Menschen unveräußerliche Rechte auf ihre geistige Gesundheit” sowie „auf ihre Verteidigung” haben. Nicht zuletzt aufgrund dieses bürgerlichen Wertekanons scheint Scientology in den USA und in westeuropäischen Ländern erfolgreich zu sein. Verschiedene Scientology-Organisationen führen Kommunikations- und Managerschulungen sowie Lern- und Motivationstrainings durch. Kritiker behaupten, dies ziele auf die Gewinnung von Entscheidungsträgern in der Wirtschaft als Mitglieder ab.

In einigen europäischen Staaten (in Deutschland seit dem Juni 1997) werden die Aktivitäten von Scientology von Verfassungsschutzbehörden beobachtet. Um die Anerkennung als Religionsgemeinschaft gab es juristische Auseinandersetzungen. In den USA leben die meisten der weltweit acht Millionen Mitglieder. Vertreter der großen Weltreligionen erkennen die umstrittene Organisation als Kirche nicht an.

In Deutschland wurde 1970 in München die erste Niederlassung gegründet. Heute gibt es nach Angaben von Scientology mehr als 30 000 deutsche Mitglieder. Juristisch umstritten ist seit längerem, ob es sich bei der Scientology-Kirche um eine religiöse oder weltanschauliche Vereinigung bzw. um ein Wirtschaftsunternehmen handelt.

Scientology verglich Mitte der neunziger Jahre die Politik der Bundesregierung und kritische Äußerungen verschiedener gesellschaftlicher Gruppen in Deutschland gegenüber Scientologen mit der frühen Phase der Judenverfolgung. Scientology gelang es in den letzten Jahren immer wieder, in den Menschenrechtsberichten der Vereinten Nationen und der USA als Beschwerdeführer zu erscheinen. Die unterschiedliche rechtliche und gesellschaftliche Behandlung der Scientology in Deutschland und den Vereinigten Staaten führte im Herbst 1996 kurzzeitig zu diplomatischen Spannungen zwischen den beiden Staaten.

Quelle:
Microsoft® Encarta® Enzyklopädie Professional 2003 © 1993-2002 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.



Viele Grüße
Josef


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Werte u. Normen v. Scientology: Frage (beantwortet)
Status: (Frage) beantwortet Status 
Datum: 17:09 Mi 11.06.2014
Autor: Asura

Erstmal Dankeschön dafür, das du die Frage durchgelesen hast.
Das ist auch alles schön und gut, Informationen über Scientology aber mir geht es um die Werte und um die Normen in dieser Sekte und wie sie sich entwickelt haben in der Zeit.
Die ganzen Informationen über Scientology an sich, kann ich auch ergooglen, daran liegt es nicht.
Aber welche Werte besitzen diese und welche Normen?

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Werte u. Normen v. Scientology: Antwort
Status: (Antwort) fertig Status 
Datum: 17:20 Mi 11.06.2014
Autor: Josef

Hallo Asura,


"Nach Hubbards Handbuch »Dianetics®« (1950) versteht sich Scientology® als »Wissenschaft vom menschlichen Geist«, die den Menschen über mehrere Stufen zu seiner eigentlichen (Geist-)Identität hinführen könne. Mittel ist die Absolvierung eines von Scientology® (zu vergleichsweise hohen Preisen) angebotenen Kurssystems, das den Teilnehmer von seinen »geistigen Behinderungen« befreien soll, wichtigste Methode das »Auditing«, eine Abfragetechnik mithilfe eines elektronischen Messgerätes (»Hubbard-Elektro-Meter«). Der Einstieg erfolgt in der Regel über einen kostenlosen »Persönlichkeitstest«. Scientology® ist eine der umstrittensten weltanschaulichen Organisationen.


Kritiker werfen ihr vor, dass sie Menschen psychologisch manipuliere, aus ihren sozialen Bindungen herauslöse und finanziell ausbeute. In Deutschland war in den 1990er-Jahren besonders die Frage Gegenstand einer breiten, in den Medien geführten öffentlichen Diskussion, ob Scientology® eine Religion sei. Das Bundesarbeitsgericht entschied 1995, dass die »Scientology®-Kirche Hamburg e. V.« keine Religions- oder Weltanschauungsgemeinschaft im Sinne der Artikel 4 und 140 GG ist, da ihre Tätigkeit geschäftliche mit anderen Aktivitäten untrennbar verknüpft und im erheblichen Umfang wirtschaftlich ausgerichtet ist.


Die Innenministerkonferenz der Länder fasste 1997 den Beschluss (zunächst für ein Jahr; 1998 für die weitere Beobachtung bestätigt), die Scientology®-Organisation bundesweit auf mögliche Aktivitäten im staatlich-politischen Bereich hin durch den Verfassungsschutz beobachten zu lassen (erstmals in einem Verfassungsschutzbericht aufgeführt 1996 in Bayern). Die Rechtmäßigkeit der Beobachtung der »Scientology®-Kirche Deutschland e. V.« und der »Scientology®-Kirche Berlin e. V.« durch das Bundesamt für Verfassungsschutz ist durch das Verwaltungsgericht Köln mit Urteil vom 11. 11. 2004 und im Berufungsverfahren vom Oberverwaltungsgericht Münster am 12. 2. 2008 bestätigt worden."  


Quelle:
Der Brockhaus; (c) wissenmedia GmbH, 2010



Viele Grüße
Josef

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Werte u. Normen v. Scientology: Antwort
Status: (Antwort) fertig Status 
Datum: 17:07 Mi 11.06.2014
Autor: Josef

Hallo Asura,


Scientology: Kritische Darstellung von Lehre und Praktiken

Scientology bezeichnet sowohl die von dem amerikanischen Science-Fiction-Autor Lafayette Ronald Hubbard in dem Buch »Dianetics« begründete und später weiterentwickelte Lehre und Lebenstechnik als auch die von ihm 1954 in Los Angeles initiierte Organisation (»Church of Scientology«). Hubbard erhebt den Anspruch, das Wissen aller Religionen für die menschliche Weiterentwicklung fruchtbar zu machen. Hubbards Lehre ist als Psychotechnik zu begreifen, die den Weg der seelischen Reifung vom »Preclear« zum »Clear« aufzeigt. Hierbei wird eine Neugeburt aus dem Geist (Theta) angestrebt, das Erreichen einer gänzlich vom Geist beherrschten Lebensverfassung - Scientology bedeutet vom griechischen Wortursprung her »Lehre vom Wissen«.

Scientology wurde in Deutschland in den letzten Jahren vor allem durch Diskussionen um Gerichtsentscheide bekannt, in denen das Gesuch der Organisation, den Status einer religiösen Vereinigung (Glaubens- und Weltanschauungsgemeinschaft) zu erlangen, mehrfach abschlägig beschieden wurde.

Das Bundesfamilienministerium warnte vor Scientology 1996 als »einer der aggressivsten Gruppierungen unserer Gesellschaft mit einem bedenklichen Demokratieverständnis und einem menschenverachtenden Gesellschaftsbild«; sie sei »eine auf unbedingte Gewinnmaximierung ausgerichtete wirtschaftliche Organisation, deren Ideologie totalitäre Züge trägt und deren Weltbild das Bundesarbeitsgericht als menschenverachtend bezeichnet hat.« Auch vom Bundesamt für Verfassungschutz wird die Orgsanisation seit Jahren beobachtet, wogegen sie bislang erfolglos versucht hat, rechtlich vorzugehen. Die im April 2003 beim Verwaltungsgericht Köln dahin gehend eingereichte Klage wurde im November 2004 mit der Begründung abgewiesen, dass die Scientology-Organisation, wie eine Vielzahl unterschiedlicher Quellen belege, zum Ziel habe, wesentliche Grund- und Menschenrechte außer Kraft zu setzen oder einzuschränken, so das Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit oder das Recht auf Gleichbehandlung. Außerdem gelte das Bestreben der Organisation einer Gesellschaft ohne allgemeine und freie Wahlen. Diese verfassungsfeindlichen Ziele rechtfertigten auch weiterhin die Beobachtung durch den Verfassungsschutz.


Ziele und Grundzüge der Lehre von Scientology

Die Organisation versteht sich als Erlösungsreligion, ihr geht es um die Perfektionierung, das »Clearing« jedes Menschen, »die Klärung« des Planeten. Grundlage ist die Dianetik, die Methode zur Erschaffung des neuen Menschen. Das Ziel, aus dem Geist neu geboren zu werden, soll über eine Steigerung geistiger Kräfte erreicht werden, die das Bewusstsein von Unsterblichkeit hervorbringe.

Der Weg zum Heil durch Erkenntnis ist zunächst in Hubbards Buch »Dianetics - The modern Science of Mental Health« begründet worden. Es wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt und in vielen Ländern verbreitet.

Im Prozess der »Reinigung von Körper und Geist« sollen mehrere Entwicklungsphasen durchlaufen werden, bei denen der persönliche Horizont geweitet werde. Die in vier Ebenen unterteilte elementare Dynamik zum Überleben wird dabei überstiegen auf das ihr innewohnende Ziel der Unsterblichkeit. Die vier Grunddynamiken sind: der Drang zum individuellen Dasein (1), der Drang, durch die Triebkraft (Sexdynamik) zu überleben (2), der Drang, als Gruppe zu überleben (3), und der Drang, als Menschheit zu überleben (4). Das Ziel der Vergeistigung wird in vier Phasen angestrebt: Das Bewusstsein, biologisches (5), kosmisches (6) und schließlich geistiges (7) Wesen zu sein, mündet in die letzte Stufe, das Selbstverständnis des Menschen als unendliches, mit dem unvergänglichen Geist übereinstimmendes, göttliches Wesen (Gottesdynamik) (8).

Der Moralkodex der Scientologen sieht eine Abkehr vom Ideal der Nächstenliebe und eine vorrangige Öffnung für den unendlichen Geist vor, der totale Freiheit meint. In Gesprächen soll der strikte Weg des Erfolgs und der Reinigung der Organisation durchgesetzt werden. Es gibt für Scientologen nach den Worten von Hubbard nur Freunde und Feinde von Scientology.


Aktivitäten und Methoden der Scientology-Organisation

Die Werbung von Mitgliedern geschieht häufig über kostenlose Persönlichkeitstests, das Angebot einer Oxford Capacity Analyse (OCA). Es wird mit einem Bild Einsteins und der Verheißung geworben, dass wir die normalerweise nur zehnprozentige Nutzung des Gehirns durch die Dianetik steigern können. Nach einem ersten Gespräch und der Auswertung der Tests werden Kurse angeboten, die die Ausschöpfung des geistigen Potenzials ermöglichen sollen. Die Auditing-Therapie, das Kernverfahren, versucht Engramme, das heißt im Unterbewusstsein gesammelte schmerzliche Eindrücke, die das jetzige Verhalten bestimmen, auszulöschen. Erlebnisse werden so lange erzählt, bis darüber gelacht werden kann und das E-Meter den Therapieerfolg anzeigt. Das Hubbard-Elektrometer (E-Meter) ist eine Art Lügen-detektor, der elektrische Spannungen der Haut misst und wesentlich zur Psychotechnik dazugehört. Kritiker zweifeln die Aussagekraft des E-Meters, das auch als Freiheit produzierende Glaubensmaschine bezeichnet wird, stark an. Der Auditor hält sich strikt an die in »Dianetics« niedergelegten Regeln und zeigt keine Anteilnahme.

Neben dieser Therapieform werden Kommunikationstrainings, die erfolgreiche Kommunikationsstrategien vermitteln und das Durchsetzungsvermögen schulen, und »Entgiftungs-/Reinigungsprogramme« (Reinigungs-Rundowns) angeboten. Bei Letzteren handelt es sich um eine ganzheitliche Kur, die hohe Vitamindosen, Sauna, körperliche Arbeit und bestimmte Diätformen einschließt. Im Kinderauditing wird Kindern in Spracherlernungsprogrammen der »scientologische Sinn« von Wörtern vermittelt.

Die Preise für die Kurse sind hoch: 2003 kostete ein 12,5-stündiges Intensiv-Scientology-Auditing zwischen 4 410 Euro und rund 17 000 Euro. Für ein ganzes Ausbildungspaket können aber auch mehr als 38 000 fällig werden.


Die Organisation

Organisation weltweit

Die Scientology-Church besteht aus einem Netzwerk verschiedener Unternehmen und Teilorganisationen, das streng hierarchisch gegliedert ist. Die WISE (World Institute Scientology Enterprises) setzt das Programm Hubbards in der Wirtschaft um. Die Betriebe sind über Lizenzverträge an die übergeordnete Verwaltungsebene der Organisation gebunden.

Zu Scientology gehören weiterhin verschiedene Therapieorganisationen, deren Name noch nichts über ihre Zugehörigkeit verrät: »Narconon« ist ein Angebot für Drogenabhängige. Die KVPM (Kommission für Verstöße der Psychiatrie gegen Menschenrechte) will Missstände in der Psychiatrie bekämpfen, sie diffamiert häufig Psychiater. Über Teddybär-Vertreter sucht sie Zutritt zu Kindergärten zu erlangen.

Das ZIEL (Zentrum für Individuelles und Effektives Lernen) lehrt die Studienverfahren von Hubbard. Diese und andere Bildungseinrichtungen sind in einer Dachorganisation ABLE (Association for Better Living and Education) zusammengeschlossen. Neben Celebrity-Centern, in denen sich bekannte Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens organisieren, unterhält Scientology Kirchen und Missionen. So genannte Orgs oder See-Orgs forcieren und überwachen die Mitgliederwerbung. Ein Wachhund-Komitee dient als internationale strategische Kommandoschaltstelle, die die verschiedenen Aktivitäten koordiniert.

Eine Organisation IAS (International Association of Scientologists) hat das Ziel, Kampagnen gegen Scientology zu unterminieren. Das RTC (Religious Technology Center) ist das oberste Leitungsgremium. Ihm steht derzeit der Nachfolger Hubbards, David Miscavige, vor. Der Organisation gehören derzeit etwa 20 Millionen Mitglieder weltweit an, in 107 Ländern 3 100 Kirchen. Das geistige Hauptquartier befindet sich in Clearwater (Florida), der Sitz der Dachorganisation in Los Angeles; Kopenhagen ist das Zentrum für Europa, München die Leitstelle für Deutschland.

Vor wenigen Jahren wurde die Scientology-Kirche von deutschen Sektenbeauftragten der Länder und Kirchen als Jugendreligion eingestuft, da sie sich vornehmlich an Jugendliche wandte. Heute spricht sie verstärkt junge Erwachsene an; von »klassischen« Strukturen und Ausdrucksformen einer Religion (Kult, Gebet usw.) ist wenig vorhanden.

Organisation in Deutschland

Die Organisation betreibt seit 1972 in Deutschland »Kirchen«, »Missionen« oder »Celebrity-Center«, vor allem in Hamburg, Berlin, Bayern und Baden-Württemberg; auch in Dresden und Leipzig finden sich Schwerpunkte. Der Verfassungsschutz schätzt die mittlerweile rückläufige Zahl der Scientologen in Deutschland noch auf etwa 5 000 bis 6 000. Die Organisation selbst spricht von 30 000 Mitgliedern.


Scientology als Wirtschaftsmacht

Die Scientology-Kirche versucht vor allem durch wirtschaftlichen Erfolg und Einfluss, das Programm der Verwandlung des Menschen zu multiplizieren und durchzusetzen.

Leitsatz der expansiven wirtschaftlichen Aktionen der Scientologykirche ist der Ausspruch Hubbards: »Mache Geld, mache mehr Geld, bringe andere Menschen dazu, Geld zu machen.«

Scientology versucht die Verwaltungs- und Personalmanagementtechnologie von Hubbard in Spitzenunternehmen einzuführen und Schlüsselpositionen der Wirtschaft zu besetzen. In WISE-Betrieben erfolgt die Leitung nach den Maßstäben von Scientology. Gefahren werden vor allem in einer rigiden Personalpolitik gesehen. Mitarbeiter können zur Teilnahme an Weiterbildungskursen der Scientology-Kirche gezwungen werden. Die Mitarbeiter, die in den Kursen Privates preisgeben, können erpressbar werden. Es ist bekannt, dass in den WISE-Betrieben ohne Datenschutz »Ethikakten« zu den Personalakten angelegt werden. Das Institut für Deutsche Wirtschaft vermutet Verstöße gegen die Verschwiegenheitspflicht, daneben auch Wirtschaftsspionage und Begünstigung im Amt, unlauteren Wettbewerb, Veruntreuung und psychische Deformation durch Scientologen.

Die wirtschaftlichen Unternehmungen der Organisation konzentrieren sich in Deutschland vor allem auf das Baugewerbe und das Immobiliengeschäft. Der Verband deutscher Makler distanziert sich hiervon und verurteilt die Vorgehensweisen der Scientology als unvereinbar mit den Standesregeln.

Das Bundesarbeitsgericht hat bereits auf die gesundheitsschädigende Überforderung der Mitarbeiter von Scientology-Betrieben hingewiesen. Arbeitsverträge schränken die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall ein. Hinter dem Versuch der Erlangung des Religionsstatus vermutet man auch den Versuch, arbeitsrechtliche Bestimmungen außer Kraft zu setzen.


Frühere Entscheidungen deutscher Gerichte zu Scientology

Schon 1978 urteilte das Landgericht München: »Die Scientology-Kirche ist in Wahrheit nicht der Welt größte Organisation für seelische Gesundheit, sondern der Welt größte Organisation aus unqualifizierten Leuten. Ihre Praxis ist eine ernste Bedrohung der Gesellschaft, medizinisch, moralisch und sozial. Ihre Anhänger sind bedauernswerte Verführte und vielfach seelisch krank.«

1995 entschied das Bundesarbeitsgericht, dass die Scientology-Kirche keine Religions- oder Weltanschauungsgemeinschaft gemäß Artikel 4 und 140 Grundgesetz ist. Seit Juni 1997 wird die Scientology-Kirche auf Beschluss der Innenministerkonferenz der Länder bundesweit vom Verfassungsschutz beobachtet.

Als Reaktion auf die 1995 erfolgte Ablehnung des Antrags auf Anerkennung als Kirche führte die Scientology eine Kampagne »Demonstration für religiöse Toleranz« beziehungsweise einen europäischen »Marathon für Religionsfreiheit« durch. Einige namhafte Schauspieler Hollywoods, darunter Dustin Hofman, John Travolta und Tom Cruise, warfen der Bundesregierung in einem offenen Brief »Nazimethoden« vor. Die Bonner Enquetekommission »Sogenannte Sekten und Psychogruppen« wurde in der Schrift von Scientologen »Vom Rechtsstaat zur Inquisition« als Inquisitionstribunal diffamiert. Inzwischen geht die Kampagne »Clear Deutschland« zur Scientologisierung der Gesellschaft weiter.

Verfassungsschützer sehen bei Scientology extremistische Tendenzen, da die Scientology letztlich auch die Kontrolle über die Regierungsgewalt und das wirtschaftliche Management zu erlangen versucht: Demokratie ist in den Augen der Scientologen erst für die Clears möglich und sinnvoll, nicht für alle Menschen. Nur »nicht abberierten Menschen« (das heißt nicht vom Weg Abgekommenen, also Mitgliedern der Organisation) will man Bürgerrechte zugestehen.


Philosophische Wertung

Die Scientology-Strategie bedient sich der Populärpsychologie der 40er- und 50er-Jahre. Hubbards Ansatz ist mittlerweile stark veraltet und wird außerhalb von Scientology in keiner Therapie angewandt. Seine Computermetaphorik, dass der reaktive Mind wie eine Datenbank funktioniert, scheint anthropologisch verfehlt. Das technisierte Vorgehen ist therapeutisch äußerst fragwürdig.

Das Ziel der Psychotechnologie, die Vergeistigung des Menschen, wurde auf anderer Ebene von Philosophen bereits seit vielen Jahrhunderten als allgemeines Lebensziel des Menschen formuliert, es wird nun von Hubbard stark verzerrt dargestellt und mit einer einzigen Methode durchzusetzen versucht. Scientology vertritt ein philosophisch-anthropologisch unzeitgemäßes dualistisches Menschenbild, das von gegensätzlichen Elementen wie Körper und Geist und entsprechenden Seelenteilen ausgeht. Die Lehren von Hubbard werden von der wissenschaftlichen Psychologie als nicht diskussionswürdig eingestuft.

Hubbards Beschreibung des Lebens als unbedingter Überlebenswillen baut ein Szenario des Überlebenskampfes und darwinschen »Survival of the Fittest« auf, dessen Gültigkeit für die Biologie mittlerweile in Zweifel gezogen wird. Die Vorstellung vom ständigen Kampf gegen die feindliche Umwelt schlägt sich bei Scientology allerdings offensichtlich in den wirtschaftlichen Aktivitäten nieder.


Theologische Kritik

Die Aussagen von Scientology zum Heil des Menschen sind eng mit der kommerziellen Ausrichtung der Organisation verknüpft. Während etwa die Weltreligionen den Menschen als zweckfrei bzw. nicht verrechenbar bewerten und als Wesen ihrer Kulthandlungen gerade das zweckfreie Spiel ansehen, widersprechen in diesem Sinn die erfolgsorientierten Strategien von Scientology und ihre Nähe zum ökonomischen Sachzwang dem religiösen Anspruch der Organisation. Dieser relativiert sich einmal mehr angesichts der wirtschaftlichen Ausbeutung der eigenen Mitglieder. Die menschliche Sinnsuche wird hier nicht selten dem Geschäftsgebaren der Organisation unterworfen. Hubbards Berechnungen des potenziellen und tatsächlichen Werts eines Menschen - Nichtscientologen werden von vorneherein geringe potenzielle Werte zugeschrieben - werden als inhuman eingestuft.

Eine theologische Perspektive, die auch die politischen Auswirkungen einer Religion in Betracht zieht, sucht bei Scientology vergeblich das Engagement gegen (wirtschaftliche) Unterdrückung. Hubbards Ziel der Geistwerdung, das Züge einer Selbsterlösungsreligion (Gnosis) enthält, wird aus christlicher Sicht das der Vermenschlichung des Menschen und der sinnstiftenden solidarischen Gemeinschaft gegenübergestellt.

Die Erklärung zur Mitgliedschaft in der Scientology-Kirche schließt einen Beitritt ein, der das jetzige Leben und alle weiteren Reinkarnationen einschließt. Formen der totalen Verein-nahmung wie auch die Erschwerung von Austritten erzeugen psychischen Druck: Die Gefahren der Abhängigkeit von Psychostrategien, wie sie Scientology praktiziert, sind auch in anderen Psychokulten zu beobachten. Nicht zuletzt darum werden die Scientology-Kirchen von vielen Religionssoziologen unter der Rubrik der Sekten aufgeführt.  


Quelle:
Der Brockhaus; (c) wissenmedia GmbH, 2010


Viele Grüße
Josef

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Werte u. Normen v. Scientology: Mitteilung
Status: (Mitteilung) Reaktion unnötig Status 
Datum: 17:11 Mi 11.06.2014
Autor: Asura

Ahh, ich hätte mich wohl kurz noch Gedulden sollen.
Danke, ich denke damit kann ich schon mal gut arbeiten!

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