Verständnisfrage < Geschichte < Geisteswiss. < Vorhilfe
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Hallo Zusammen ,
Ich brauche Hilfe zum Verständnis einer Quelle.
Der Satz lautet:
"Der Mensch braucht fortwährend die Hilfe seiner Mitmenschen und vergeblich erwartet er diese von ihrem Wohlwollen allein."
Heißt das, dass der Mensch erst etwas geben muss, um dann Hilfe zu erhalten?
Liebe Grüße und schönen Abend,
Sarah
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Status: |
(Mitteilung) Reaktion unnötig | Datum: | 20:37 Fr 18.01.2008 | Autor: | ONeill |
Hallo Sarah!
Also den Satz könnte man jetzt beliebig zerpflücken. Vielleicht kannst du was über Entstehungsdatum und Person sagen?
Mfg ONeill
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Hi Sarah,
> "Der Mensch braucht fortwährend die Hilfe seiner
> Mitmenschen und vergeblich erwartet er diese von
> ihrem Wohlwollen allein."
Das kam mir gleich bekannt vor dieses Zitat, denn ich habe gerade letztens viel von Smith in meiner Hausarbeit zitiert *grins*! Also, ich denke mit seinem historisch, ökonomisch geprägten Hintergrund lässt sich das folgendermaßen interpretieren:
Smith war ein wahrer Vertreter der klassischen Volkswirtschaftstheorie, wenn nicht sogar einer der Begründer dieser. Er machte sich wissenschaftlich viele Gedanken zu Arbeitsteilung und zum freien Markt. Schon bereits im 18.Jahrhundert musste Smith feststellen, das in der damaligen Gesellschaft alles irgendwie mehr auf "Nehmen" als "Geben" gepolt war. Soll heißen, dass schon damals die Courage seinem Mitmenschen zu helfen, eingeschränkt war und jeder irgendwie eine "Gegenleistung" erwartete bzw. einforderte. Ich denke Smith bezieht sich in diesem Satz auf diesen bedenklichen Trend.
Er muss feststellen, dass der Mensch im Prinzip immer Hilfe seiner Mitmenschen benötigt. Aber diese kann er nicht als Selbstverständlichkeit ansehen, sondern er muss auf den "guten Willen" seines Mitmenschen hoffen!!!
> Heißt das, dass der Mensch erst etwas geben muss, um dann Hilfe zu erhalten?
Das könnte man in diesem Kontext so sehen, muss aber nicht zwingend so sein. Also Smith sagt lediglich wie bereits vorher beschrieben, das es auf den "guten Willen" der Mitmenschen ankommt. Ob dieser Wille nun dadurch erzeugt wird, dass man eine Gegenleistung ("etwas geben" um zu erhalten) erbringt oder ob dieser Wohlwolle des Mitmenschen auch einfach "so" zu haben ist, sei erst einmal dahingestellt. Man kann Smith im Prinzip nun nach diesem Zitat nun in beide Richtungen interpretieren. Aber ich denke, nachdem ich einige Werke von ihm gelesen habe, dass er es so meint:
Smith sieht den Mitmenschen mehr oder weniger als völlig rational denkenden Menschen. Er beschreibt indirekt durch die Verwendung des Wortes "vergeblich", einen Zustand von Egoismus der Menschen untereinander.
Liebe Grüße
Analytiker
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