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Hallo zusammen,
und zwar hab ich ein kleines Problem : Ich versuche im Moment die Grundannahmen des systemischen Ansatzs nach Schlippe und Stierlin zusammen zufassen
Haben im Unterricht selber dieses Blatt bearbeitet
http://www.ploecher.de/2009/12-PA-L1-09/systemischer%20Ansatz.pdf
aber irgendwie werde ich daraus nicht schlau bzw. komm auf keine gute und konkrete Zusammenfassung.
Ich hoffe ihr könnt mir dabei helfen.
Vielen Dank
Desert
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Hallo Wüstenrose,
> und zwar hab ich ein kleines Problem : Ich versuche im
> Moment die Grundannahmen des systemischen Ansatzs nach
> Schlippe und Stierlin zusammen zufassen
>
> Haben im Unterricht selber dieses Blatt bearbeitet
>
> http://www.ploecher.de/2009/12-PA-L1-09/systemischer%20Ansatz.pdf
>
> aber irgendwie werde ich daraus nicht schlau bzw. komm auf
> keine gute und konkrete Zusammenfassung.
>
> Ich hoffe ihr könnt mir dabei helfen.
Können wir wahrscheinlich, aber Du fängst an.
Mach doch mal einen Versuch einer kurzen Zusammenfassung. Die Betonung liegt auf "kurz" und auf "Versuch".
Danach schauen wir mal, ob Du das Wesentliche erfasst hast.
Nebenbei: sollst Du die Zusammenfassung vorlegen oder ist sie nur für Dich?
Grüße
reverend
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Hallo reverend,
die Zusammenfassung ist für mich als Klausurvorbereitung
Ich hab mir folgendes rausgeschrieben von dem Blatt im obigen Link:
"Was sind die Grundannahmen systemischer Therapie"- Weber & Stierlin
* 1: Es werden Wechselbeziehungen betrachtet, keine durch Sprache verdinglichte Beziehungen
-> individuelle Eigenschaften werden somit verflüssigt und zu Elementen eines dynamischen Geschehens
-> sie sind Verhaltensbeiträge zur Organisation eines Systems
2. Fokus auf Wechselbeziehungen eröffnet neue Zusammenhänge
-> es wird keine Ursache-Wirkungskette beschrieben
->sondern sich gegenseitig bedingende
Verhaltensweisen ( Zirkularität)
Annahmen und Verhaltensweisen wirken auf sich selbst zurück. Dies wirkt nicht nur für lebende Systeme unangemessenen linearen Ursache Wirkungs- Denken entgegen sondern auch den damit verbundenen Schulzuweisungen entgegen ( hab ich nich ganz verstanden)
3. Wechselwirkendes menschliches Verhalten gerinnt zu Mustern und ist Regeln unterworfen
* es ist nur aus dem Kontext heraus zu verstehen
4. Jeder Mensch gestaltet Situationen mit
5. Verhalten wird nicht nur von anderen Verhalten bedingt, sondern auch von Ideen die die Handlungen der Mitglieder im System leiten
6. -> hab ich nicht verstanden :S
7. System als geordnete Ganzheit
-> Problem als eine Schwierigkeit oder Quelle des Unbehagens
-> Frage: wer gehört zum System und wer gestaltet mit?
und der Rest war mir auch nicht ganz klar
Wie soll ich nun die Grundannahmen zusammenfassen? ich hab ein Problem die Zusammenhänge herzustellen und das in eignenen Worten zu fassen.
Hoffe nun auf Hilfe
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Hallo Desert-Rose,
das sieht doch schon ganz gut aus.
> die Zusammenfassung ist für mich als Klausurvorbereitung
Aha. Dann hilft sie Dir nur, wenn Du tatsächlich verstehst, was Du da schreibst.
> Ich hab mir folgendes rausgeschrieben von dem Blatt im
> obigen Link:
>
> "Was sind die Grundannahmen systemischer Therapie"- Weber &
> Stierlin
>
> * 1: Es werden Wechselbeziehungen betrachtet, keine durch
> Sprache verdinglichte Beziehungen
Mit anderen Worten: es geht darum, einen Prozess zu betrachten bzw. die Funktionsweise eines Systems, anstatt durch einen Begriff (oder mehrere) nur einen momentanen Zustand zu beschreiben.
> -> individuelle Eigenschaften werden somit verflüssigt
> und zu Elementen eines dynamischen Geschehens
"Verflüssigen" steht da zwar, ist aber Psychosprech. Wie sehen denn flüssige Eigenschaften aus? Der Punkt ist eher, dass das Wort "Eigenschaft" etwas Statisches andeutet (z.B.: sie ist faul, groß, schön etc.), während der systemische Ansatz Reaktionsweisen beschreibt, ohne diese zu verallgemeinern.
> -> sie sind Verhaltensbeiträge zur Organisation eines
> Systems
...und nicht nur zur Organisation, sondern zum ganzen "Betrieb" eines Systems.
> 2. Fokus auf Wechselbeziehungen eröffnet neue
> Zusammenhänge
> -> es wird keine Ursache-Wirkungskette beschrieben
> ->sondern sich gegenseitig bedingende
> Verhaltensweisen ( Zirkularität)
Das ist der wesentliche Punkt! Es gibt kein "weil" oder "wenn(if)-dann", noch nicht einmal ein "immer wenn (whenever)", sondern nur ein "als(when)... dies oder jenes und auch noch das und manches andere sich z.T. gerade ereignete, da geschah noch etwas anderes". Es geht sehr wohl auch um eine Reihenfolge, aber jede Reaktion auf etwas hat mehrere Auslöser und ist gleichzeitig Aktion, löst also wieder neue Reaktionen aus.
> Annahmen und Verhaltensweisen wirken auf sich selbst
> zurück. Dies wirkt nicht nur für lebende Systeme
> unangemessenen linearen Ursache Wirkungs- Denken entgegen
> sondern auch den damit verbundenen Schulzuweisungen
> entgegen ( hab ich nich ganz verstanden)
Das merkt man schon am Satzbau...
Die Schulzuweisungen sind die oben schon genannten "statischen" Diagnosen. Kein lebendes System ist linear strukturiert, sondern immer vernetzt. Jede Wirkung hat mehrere Ursachen, jede Ursache hat mehrere Wirkungen. Es genügt also nicht, dass in China ein Sack Reis umfällt, sondern es sollte mindestens noch in Kolumbien eine Kaffeemaschine ausfallen und vor Südafrika ein einzelner Hai 3m tiefer tauchen als sonst.
> 3. Wechselwirkendes menschliches Verhalten gerinnt zu
> Mustern und ist Regeln unterworfen
> * es ist nur aus dem Kontext heraus zu verstehen
Heißt: es wiederholt sich. Eine Therapie wäre aber nicht möglich, wenn nicht derart in das System eingegriffen werden könnte, dass die Wiederholung sich mit jedem Mal verändert und neue (Verhaltens-)Muster entstehen.
> 4. Jeder Mensch gestaltet Situationen mit
Also: niemand ist Opfer, ohne aktiv Opfer zu sein. Diesen Satz darf man aber nicht zu sehr verallgemeinern - wie manche Juristen das z.B. bei Sexualdelikten versuchen! In psychosozialen Systemen hat der Satz aber durchaus seine Berechtigung.
> 5. Verhalten wird nicht nur von anderen Verhalten bedingt,
> sondern auch von Ideen die die Handlungen der Mitglieder im
> System leiten
"Ideen" heißt hier so etwas wie "Werte", "Wirklichkeitsdefinitionen", "Grundanschauungen", "Interpretationen", "Deutungen".
Wo der eine ein unaufgeräumtes Zimmer sieht, sieht die andere einen Haufen Arbeit, noch jemand anderes einen Mangel an Disziplin, eine vierte findet das wohnlich, und die Schwester des Zimmerbewohners hat nur Augen für ihren vermissten iPod, der irgendwo im Wäschestapel aus einer Hosentasche ragt. Ein Maler würde vielleicht Anzeichen für eine nötige Reparatur, ein Bauingenieur Zeichen schlechter Isolation und Belüftung, eine Künstlerin die Inspiration für ein Stilleben und noch andere Leute eben noch anderes sehen. Soviel zu "Ideen".
> 6. -> hab ich nicht verstanden :S
Nach den Beispielen oben - verstehst Du es jetzt?
> 7. System als geordnete Ganzheit
> -> Problem als eine Schwierigkeit oder Quelle des
> Unbehagens
> -> Frage: wer gehört zum System und wer gestaltet
> mit?
Ein wesentlicher Punkt. Die ehrlicheren unter den Therapeuten sehen seit einiger Zeit ein, dass auch sie selbst dann mit zum System gehören, auch wenn sie das zu vermeiden suchen.
> und der Rest war mir auch nicht ganz klar
Man muss nicht jedes Gefasel verstehen...
Aber vielleicht kommst Du ja jetzt schon weiter.
> Wie soll ich nun die Grundannahmen zusammenfassen? ich hab
> ein Problem die Zusammenhänge herzustellen und das in
> eignenen Worten zu fassen.
Versuch das jetzt mal.
Ich bin erstmal ein paar Stunden weg, aber der Vorteil eines Forums ist ja, dass sich dann vielleicht jemand anders findet, der weitermacht.
Viel Erfolg!
reverend
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Status: |
(Antwort) fertig | Datum: | 13:15 So 23.09.2012 | Autor: | Josef |
Hallo Desert-Rose,
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> und zwar hab ich ein kleines Problem : Ich versuche im
> Moment die Grundannahmen des systemischen Ansatzs nach
> Schlippe und Stierlin zusammen zufassen
>
Helm Stierlin hat besonders das System Familie untersucht. "Stierlin erläutert , dass in Familien alle Mitglieder immer wieder neu lernen müssen, solche Beziehungen zu entfalten, in denen Abhängigkeit und Autonomie sich nicht gegenseitig ausschließen, sonder n sich positiv bedingen können. Diese Beziehungen verändern sich unvermeidbar mit zunehmendem Alter der Kinder. In Familien müssen sich alle Berteiligten auch abgrenzen können, was Konflikte mit einschließt."[1] Seite 158
"Die von Stierlin beschriebene Problematik gilt nicht nur hinsichtlich der Familie, sondern betrifft auch weitrere Bezugsgruppen von Kindern und Jugendlichen." [1] Seite149
Quelle: [1] Pädagogik; Pocket Teacher Abi; Cornelsen; 2. Auflage; ISBN 978-3-411-86300-6
> http://www.ploecher.de/2009/12-PA-L1-09/systemischer%20Ansatz.pdf
>
kann ich nicht öffnen.
Viele Grüße
Josef
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