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(Frage) beantwortet | Datum: | 19:41 Mi 18.04.2007 | Autor: | jane882 |
Die Welt muss romantisiert werden. So findet man den ursprünglichen Sinn wieder. Romantisieren ist nichts als eine qualitative Potenzierung. Indem ich dem Gemeinen einen hohen Sinn, dem Gewöhnlichen ein geheimnisvollen Ansehn, dem Bekannten die Würde des Unbekannten, dem Endlichen einen unendlichen Schein gebe, so romantisiere ich es."
Ich versteheeeee diesen Absatz nicht:(
Was meint der Autor da mit romantisieren?
Das er alles ins Gegenteil umformt? :(
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(Antwort) fertig | Datum: | 19:59 Mi 18.04.2007 | Autor: | ONeill |
Hallo!
Das hat Novalis geschrieben, einer DER Autoren der Romantik.
Hier mal ein paar Infos zur Epoche:
Wichtig zum Verständnis der Epoche sind die Ereignisse in der damaligen Zeit.
Die Menschen waren von der Realität enttäuscht (Kriege, Unruhen usw)=>Flucht in die Fiktion/fast schon eine Scheinwelt. Man wendet sich dabei von Epochen und deren Schreibstil ab, wie der Klassik. Diese war noch von strikten Regeln geprägt, die Romantik jedoch genau das Gegenteil, es gibt keine festen Regeln.
Im Focus der Romantik stehen: Gefühle, Individualität, (gequälte) Seele=>Mystifizierung, aber vor allem auch Sehnsucht, Hilflosigkeit usw.
Vor allem die Sehnsucht ist wichtig. Diese richtet sich auf etwas Unerreichbares und kann somit nicht befriedigt werden.Das halte ich für sinnvoll zu wissen, um Novalis besser verstehen zu können.
Jetzt mal Satz für Satz:
"Die Welt muss romantisiert werden. So findet man den ursprünglichen Sinn wieder."
Ich denke damit spielt auf die Abkehr von der Klassik und dem strengen Regelwerk an. Also nicht mehr auf die Form konzentrieren, sondern das was dahinter steckt, was mit den Worten ausgedrückt werden will. Viele Worte haben in der Romantik nur noch Symbolcharakter, verlieren aber ihre eigentliche Bedeutung.
"Romantisieren ist nichts als eine qualitative Potenzierung." Da kommen im folgenden dann die Beispiele
"Indem ich dem Gemeinen einen hohen Sinn" also dort wo (anscheinend) kein Sinn drin steckt wird ein sinn gegebendem
"Gewöhnlichen ein geheimnisvollen Ansehn" dies spricht für die Mystifizierung=>nichts ist normal, alles ist individuell und besonders
"dem Bekannten die Würde des Unbekannten" praktisch aus den Grenzen des wirklichen herausgehen und etwas tieferes (noch) Unbekanntes dahinter sehen
"dem Endlichen einen unendlichen Schein gebe" das geht in Richtung der unerfüllbaren Sehnsucht und der Mystifizierung
"so romantisiere ich es." Also alles Beispiele wie er Romantisiert.
Zusammenfassend also weg von den klassischen Grenzen und dem Fassbaren und hin zum Unerfassbare, da in dieser Grenzenlosigkeit eine ganz besondere Begeisterung und Anziehung steckt.
Ich hoffe das hilft dir weiter, ansonsten einfach nochmal nachfragen.
Gruß ONeill
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