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(Frage) beantwortet | Datum: | 14:34 Di 12.05.2009 | Autor: | Dinker |
Guten Nachmittag
Kann mir jemand sagen, welche Einstellung der Existentialismus zum Tod vertritt?
Danke
Gruss Dinker
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(Antwort) fertig | Datum: | 10:43 Mi 13.05.2009 | Autor: | Josef |
Hallo Dinker,
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> Kann mir jemand sagen, welche Einstellung der
> Existentialismus zum Tod vertritt?
Die Grundzüge der Existenzphilosophie spiegeln die zeitgenössische Situation des Menschen, die Erschütterung seines Daseins in den politisch-historischen Entwicklungen seit dem Ersten Weltkrieg, wider. Bestimmende Aspekte sind dementsprechend die Grunderfahrungen beziehungsweise existenziellen Erlebnisse von Angst, Sorge, »Geworfenheit«, Tod, Scheitern, Ekel, Nichts und der Absurdität der Welt. Die Existenzphilosophie versucht in Abkehr von den traditionellen metaphysischen Entwürfen und der rational-technischen Welterklärung und -beherrschung zu einer neuen Sinnfindung durch die Betonung des persönlichen Vollzugs in der Verwirklichung von Existenz zu gelangen, sei es im Rahmen einer Neuerschließung von Sein und Transzendenz (M.Heidegger, K.Jaspers), sei es im Rückgang auf die Subjektivität des einsamen Ich, das sich angesichts des Nichts und der Absurdität zu dem machen muss, was es ist (J.-P. Sartre). In Heideggers Fundamentalontologie ist der Ausgangspunkt der Analyse das Wesen des menschlichen Daseins in seiner »Alltäglichkeit« (existenziale Analytik), als Grundbestimmung des Daseins (Existenzial) die »Sorge«, als Horizont des Seinsverständnisses die Zeitlichkeit. Durch die Grundverfassung des Daseins als In-der-Welt-Sein wird die erkenntnistheoretische Entgegensetzung von Subjekt und Objekt aufgehoben; damit wird das isolierte Subjekt und Bewusstsein zu einem abgeleiteten, nicht ursprünglichen Phänomen. Die »Existenzerhellung« K.Jaspers' (1932) nutzt die Erkenntnisse wissenschaftlicher Welterklärung, überschreitet sie aber im Hinblick auf die »mögliche Existenz« des Individuums. Die Selbstwerdung des Menschen vollziehe sich in Grenzsituationen (Leiden, Tod, Schuld, Angst, Schicksal, Liebe).
© Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, Mannheim 2001
Alle Menschen sind sterblich
Der 1946 erschienene Roman Tous les hommes sont mortels (dt.: Alle Menschen sind sterblich, Bild 2) greift ein Sujet auf, das bereits von anderen Autoren vor ihr thematisiert wurde: das des als Unsterblichen durch die Zeit wandernden Protagonisten. VIRGINIA WOOLF (18821941) hatte in Orlando: A Biography (1928) eine Hauptfigur geschaffen, die, auf der Suche nach Identitätsfindung, in verschiedenen Zeiten einmal als Mann, ein anderes Mal als Frau agierte. Dieses Thema der geschlechtsspezifischen Rollenerwartungen wurde bei DE BEAUVOIR zum zentralen Anlass ihres Schreibens.
In Alle Menschen sind sterblich begegnet die junge Schauspielerin Regine im Frankreich der 40er-Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts dem seltsamen und, wie sie erst später bemerkt, Unsterblichen Raymond Fosca, der im Jahre 1279 in der Stadt Carmona in Italien geboren wurde und der, um seiner Stadt für immer dienen zu können, nach einem Mittel für das ewige Leben sucht. Sechs Jahrhunderte durchstreift der Held die europäische Geschichte, um zu erkennen, dass er nichts bewirken kann, dass die Sehnsüchte und Hoffnungen der Menschen vergeblich sind,
denn wenn man lange genug gelebt hat, sieht man, dass jeder Sieg sich eines Tages in eine Niederlage verkehrt.
Alle Menschen sind sterblich ist ein Roman, in dem DE BEAUVOIR existenzphilosophische Fragen behandelt. Das wird u.a. deutlich an der Figur des Armand, den die Autorin sagen lässt:
Ich habe auch eine Ahnung von Geschichte. [...] Alles, was man tut, vergeht eines Tages wieder, ich weiß. Und von der Stunde an, wo man geboren wird, fängt man schon an zu sterben. Aber zwischen Geburt und Tod liegt doch eben das Leben.
Vergänglichkeit kann auch eine Chance sein, auch wenn das Leben des Einzelnen nicht die allerleiseste Spur hinterlässt.
Schülerlexikon: Duden - Literatur
Viele Grüße
Josef
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